Kreatives „Fasten“ bei Familie Spätbauer


Bildschirmkonsum
Vor einiger Zeit ist das Fernsehgerät bei Familie Spätbauer ausgefallen, gleich zu Beginn der Fastenzeit. Die drei Kinder drängten ihren Vater dazu, das Gerät rasch wieder zu reparieren. Zu dieser Zeit ist er selbst gerne vor dem TV-Gerät gesessen und war drauf und dran einen neuen Apparat zu kaufen.
Doch dann erinnerte er sich an einen Vortrag den er gesehen hatte, in dem ausführlich darüber berichtet wurde, dass Bildschirmkonsum insbesondere für die Gehirnentwicklung von Kindern sehr bedenklich ist. Aber seine lieben Kinder waren ja immer so schön brav und ruhig beim Fernsehen, dass er damals, unmittelbar nach dem Vortrag, viele Gründe gefunden hatte, dass diese Wissenschaftler ja keinen wirklichen Bezug zur Lebenspraxis hätten und dass Fernsehen im Gegenteil sehr gut für die Entwicklung seiner Kinder wäre.


Doch irgendwie entschied Vater Spätbauer dann doch, zumindest einen kleinen Versuch ohne Bildschirmkonsum in seiner Familie zu starten. In Windeseile verbündete er sich mit seiner geliebten Ehefrau. Die Fastenzeit kam gelegen und obwohl die Familie Spätbauer sonst nicht unbedingt sehr gläubig war, so legten Sie trotzdem ein weißes Fastentuch über den Fernseher, die Spielkonsolen und Computer und erklärten, für die restliche Fastenzeit „fasten wir elektronisch“, damit waren auch Gameboys und Handy-Spiele eingeschlossen.

Die Reaktion der Kinder war vorauszusehen. „Ihr seid die behindertsten Eltern, die man sich vorstellen kann“ lautete die Diagnose. „Wir gehen zu den Nachbarn fernsehen!“ verkündeten sie. Geduldig aber sehr bestimmt wurde den lieben Kindern erklärt, dass sie gerne zu den Nachbarkindern gehen könnten, wenn sie dort ebenfalls weiter „elektronisch fasten“. Kurz gesagt, die ersten drei Tage waren eher turbulent, aber die Kinder hatten begonnen langsam ihre alten Spielsachen wieder zusammenzutragen.

Am vierten Tag, die große Überraschung. Sämtliche Nachbarkinder spielten gemeinsam mit den Spätbauer-Kindern im Kinderzimmer der Familie Spätbauer. Damit hatte niemand gerechnet. Das blieb auch in den nächsten Wochen so, obwohl die Nachbarkinder kein „elektronisches Fasten“ verordnet bekamen. Der Vater merkte, dass hier irgendetwas Außergewöhnliches geschah. Er wurde öfter gerufen, wenn sie für ihre Städte, die sie mit ihren Spielsachen bauten Hilfe brauchten. Dabei stellte er fest, dass es für seine lieben Kleinen doch wichtiger war, selbst etwas aufzubauen und auszudenken, statt Anderen im „Fernseher“ dabei zuzusehen.

Sie wurden von Woche zu Woche geschickter, ihre Spiele ideenreicher und ihr Umgang miteinander „reifer“. Auch das Wetter wurde langsam schöner und sie erfanden neue Spiele auch im Freien. Selbstverständlich gab es kleinere und größere Schürfwunden beim Herumtoben, Klettern und anderen waghalsigen Spielen, die sich die Kinder ausgedacht hatten. Aber vor dem Fernsehgerät hätten sie niemals so viele eigene Erfahrungen sammeln können. Und vielleicht haben doch die eigenen Erfahrungen eine ganz andere Qualität als die Erfahrungen noch so kluger Menschen, die wir im TV sehen könnten.

Übrigens hat keines der Kinder bemerkt, die Nachbarkinder mit eingeschlossen, dass die Fastenzeit längst vorüber war. Der Vater selbst war es, der den Bildschirmkonsum in der Familie langsam wieder aktivierte, indem ein neuer Fernsehapparat ins Haus kam und er sich öfter davor hinsetzte.

Als er dann bemerkte, dass seine Kinder wieder immer mehr Zeit vor Bildschirmen verbrachten und dabei im gleichen Ausmaß ihre Kreativität und Initiative im Vergleich zur „elektronischen Fastenzeit“ verloren, sehnte er die nächste Fastenzeit herbei.

Seit damals sind viele Jahre vergangen und heute gibt es bei der Familie Spätbauer jährlich schon mehrere "elektronische Fastenzeiten", die nicht nur die Kreativität, Leistungsbereitschaft und Lebensfreude, sondern auch die Qualität des Ehe- und Familienlebens dramatisch verbessern.

Wenn sie sich auch über den Einfluss von Bildschirm-Medien auf die Gehirnentwicklung von Kindern informieren möchten, so gibt es dazu unter anderem einen Vortrag des renommierten Gehirnforschers Manfred Spitzer auf Youtube: